Chronik der Dauner Narrenzunft von Horst Kauth
„Aus alten Unterlagen und meinem guten Gedächtnis, gebe ich hier mein Wissen über die Geschichte der „Dauner Narrenzunft“ wieder:
Nach Unterlagen bei der Verbandsgemeinde Verwaltung Daun wurde 1876 die 1. Dauner Narrenzunft gegründet. Deren Ziel war es, durch humoristische Büttenreden und vor allem durch einen lustigen Fastnachtsumzug die Dauner zu erfreuen und sie zum Lachen zu bringen.
Am Samstag vor dem Fastnachtssonntag trafen sich Junggesellen des kleinen Städtchens Daun, zogen sich nach Einbruch der Dunkelheit weiße Betttücher über den Kopf und zogen mit schaurigem Gestöhn und grellen Schreien, mit brennenden Stalllaternen als „Geisterzug“ durch die Stadt.
Das Symbol der Dauner Fasenacht war der „Maikäfer“. Kunstvoll war das Tier geschnitzt und auf einen Wagen gesetzt worden.
Dieser Dauner Maikäfer, mit langen Hörnern und großen Augen, führte den Fastnachtszug an. Zur Freude der Zuschauer pustete er vorn und hinten Konfetti aus sämtlichen „Löchern“.
So wie der echte Maikäfer nur alle 4 Jahre aus seinem Entwicklungsstadium ans Licht der maifrischen Welt krabbelt, so (nur alle paar Jahre) fand auch der Dauner Fastnachtszug statt.
Nach einiger Zeit schlief der Brauch ein.
In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg wurde der Brauch für ein paar Jahre wieder ausgeführt.
(nach der Erinnerung frei erzählt von Jupp Hartmann)
In der Zeit vor der Währungsreform (1948) , lud der Karnevalist und Vorkriegspräsident Tony Keuser and den Fastnachtstagen in die Dauner Bahnhofswirtschaft ein. Die Jahre der Entbehrung hatten bei den Menschen einen gewissen Lebenshunger geweckt und man versuchte auch über die schweren Jahre einige Stunden die harte Arbeit zu vergessen. Tony Keuser verstand wirklich sein Metier und es gab einen tollen Fastnachtsabend in sämtlichen Räumen des Bahnhofs. Er verstarb Ende 1949.
Ende 1949 regten sich die Herzen der alten Dauner Jecken und riefen ins Hotel Hommes um die „Narrenzunft“ neu zu gründen.
Der erste Präsident war Herrmann Groß II, der sonnige Berliner.
1950 gab es den ersten Rosenmontagszug mit „Prinz Erwin I.“ (Lehnen) und seiner damaligen Verlobten „Helma“ (Willems) als junge sonnige Prinzessin. – eine schwere Krankheit zwang Herrmann Groß sein Amt niederzulegen.
1951 übernahm Karl Becker (Cafe Schuler) das Amt des Präsidenten.
Prinz wurde „Ludwig I.“ (Mengelkoch) und seine Prinzessin „Maria“ (Schmitt).
Ein schöner Rosenmontagszug, damals noch mit Pferdegespann, zog durch die Straßen.
Zwei lustige Sitzungen und ein Rosenmontagsball im Victoria-Saal des Hotel Schramm. Der Ball in den dicht gedrängten Räumen des Hotels sind noch vielen alten Daunern in guter Erinnerung.
Die Präsidentschaft von Karl Becker und seinem Elferrat fand 1951 seinen Abschluss durch ein Kuriosum, welches nicht unerwähnt bleiben soll. Nachdem alle Rechnungen bezahlt waren und Soll und Haben mit Null ausgeglichen war, erhielt Karl Becker von einem „Uralten Dauner Jeck“ einen Zahlungsbefehl über 50 DM vom Gerichtsvollzieher zugestellt, zwecks „Forderung wegen Gestellung eines Fuhrgespannes“. Auswärtige Pferdehalter erhielten damals 10 DM. Ein Zeichen dafür, dass die Dauner Bauern damals schon die Preise kannten.
Danach übernahm Hubert Franzen sen., der von Köln nach Daun übergesiedelte alte „Obernarr“ die Präsidentschaft. 1952 zog er einen Karneval nach kölscher Art auf, wie Daun ihn bis dato noch nicht erlebt hatte. Im Hotel Gandner gab es zwei Prunksitzungen, die man wirklich für die damalige Zeit als solche bezeichnen kann. Der Elferrat prächtig ausstaffiert, ein Funkenmariechen (Felicitas Ludwig), dazu der Prinz „Martin I.“ (Ludwig) mit seiner Gemahlin Agi als Prinzessin. Der Rosenmontagszug war der Höhepunkt und Sekt floss reichlich.
Damals hatte die Dauner Narrenzunft 88 Mitglieder.
1952 verstarb die Gemahlin von Hubert Franzen sen.. Er konnte das Amt des Präsidenten nicht mehr wahrnehmen. Für ihn sprang der Chronist Jupp Hartmann als Präsident ein. Es gab zwei herrliche Sitzungen. Bei der ersten Sitzung im Hotel Hommes die Prinzenproklamation des Prinzen „Otto I.“ (Groß) und seiner Prinzessin Gertrud (Schmitt).
Der Rosenmontag bot als Clou und Abschluss die Verlosung einer fetten Sau auf dem Marktplatz.
Leider sollte diese schöne Fasenacht die letzte vor einem 11 jährigen Schlaf sein.
Der Gedanke, die alte Zunft wieder auferstehen zu lassen, kam von dem Obernarren Leo Loser.
Mit einem kleinen Häuflein Gleichgesinnter stieg am 11. November 1963, in Anknüpfung an die alte Tradition, der ominöse Geisterzug, der in den folgenden Jahren stets den Beginn der Karnevalszeit anzeigte.
Kurze Zeit später wurde im Cafe Manderscheid die nächste Narrenzunft gegründet.
1964 fand die Sitzung im Burgtheater statt; mit Prinz Rene Eppi und Prinzessin Charlotte.
1965 Prinz „Kola I.“ (Hemmerling) und Prinzessin Marianne
1966 Prinz „Helmut I.“ (Mürlenbach) und Prinzessin Gertrud (Sonnen)
1967 Prinz „Graf Hans I.“ (Warnecke) und Prinzessin Inge (Bauer)
1968 Prinz „Gerhard I.“ (Spezi Richter) und Prinzessin Gitti (Richter)
1969 Prinz „Manfred I.“ (Follmann) und Prinzessin Susanne (Thielen)
1970 und 1971 „Prinz Franz I.“ (Lenzenhuber) und Prinzessin Ilse (Lenzenhuber)
(die in den Jahren 1967 – 1969 als Tanzmariechen und Tanzmajor den Karnevalsverein unterstützten.
Die „neue“ Dauner Narrenzunft © von Uli Diederichs, Manderscheid
Die Dauner Narretei fiel nach 1971 erneut in einen langen Dornröschenschlaf. Wenigstens hielten ein paar wackere Karnevalsjecken noch die Beerdigung des Lazarus in der Nacht zum Aschermittwoch wach. Das waren Anschütze Hugo, Lehmberschs Franz, Schneidisch Hannemann (Hans Albert), Miesse (Müller) Pitter, Schommerse Pitter, Billaudels Picco (Albert) und Kauthen Horst. Zunächst noch im ‚Hotel Hommes’ als „Leichenhalle“, wurde in späteren Jahren in den „Kursaal“ des Hotels ‚Stadt Daun‘ gewechselt.
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre wurden Martin Stark und Uli Diederichs ins Beerdigungskomitee aufgenommen. Welch eine hohe Ehre für die zwei Jungspunde! Durch diese beiden wurden in den Jahren danach auch Dieter Hilgers und Werner Lehnen in das Beerdigungskomitee aufgenommen. Diesen vieren war es dann auch zu verdanken, dass es am 04.04.1987 zu einer ersten Versammlung zwecks Neugründung der Dauner Narrenzunft kam. Die Resonanz war überwältigend groß. Schon bald – nämlich am 02.05.1987 (Geburtstag der neuen Dauner Narrenzunft!) – konnte eine Gründungsversammlung abgehalten werden, bei der eine Satzung beschlossen und ein Vorstand gewählt wurde. Zwar kniff der zunächst auserkorene Vorsitzende trotz Zusage kurz vor der Sitzung noch, was aber nicht weiter schlimm war, stellte sich doch ein „alter“ Pelmer Karnevalist, der seit Jahren schon in Daun lebte, zur Wahl: Hans Stritzke, der mit seinem Stellvertreter Uli Diederichs und Schatzmeister Werner Lehnen den ersten geschäftsführenden Vorstand bildete; zum erweiterten Vorstand zählten: Pressereferentin Petra Jung, und die Beisitzer Lilo Haas, Andrea Warneke und Ulla Biersack. Zum 1. Sitzungspräsidenten wurde Martin Stark ernannt, zu seinem Adjutanten Andy Mayer. Der Elferrat setzte sich zusammen aus: Hans Stritzke, Uli Diederichs, Werner Lehnen, Michael Winter, Michael Kaspers, Dieter Hilgers, Karl-Heinz Gessner, Kurt Vincks, „Spezi“ Richter, Peter Müller, Alfred Hubertz und Andy Mayer. In die Rolle der Dauner Traditionsfigur „Tromert“ schlüpfte Horst Kauth.
An Faschings-Samstag 1988 war es dann so weit. Die Narrenschar hatte wochenlang gewerkelt, gehobelt, gesägt, gestrichen, gebastelt, gebaut. Im herrlich geschmückten und motto-gerecht dekorierten ehemaligen Dauner Kino, dem `Burgtheater´, das wie in früheren Zeiten zur Narrhalla umfunktioniert worden war, fand die erste Prunksitzung statt. Der „Dauner Tromert“ – alias Horst Kauth – konnte 250 begeisterten Gästen das Motto zurufen: „Zu End´ ist der Dornröschenschlaf, Daun – Helaaf“! Unvergessen ist die Eröffnungsbüttenrede von “Dornröschen“ Hildegard Sebastian, die den Saal zum kochen brachte. Die Sitzung war ein Riesenerfolg – und der Dornröschenschlaf endlich vorbei !
1989 gab es dann „den Skandal“ um den Kartenvorverkauf zur Großen Prunksitzung, der sogar im Trierichen Volksfreund mit einem großen Artikel unter der Überschrift „wenn die Narren böse werden …“ kommentiert wurde. …Die Narrenzunft war beim Vorverkauf nicht vorsichtig genug, und so waren alle Eintrittskarten ,die an den beiden externen Vorverkaufsstellen lagen, schon im Vorfeld „unter der Hand“ verteilt worden, und in den freien Verkauf kam keine einzige Karte mehr !!!…was zu echtem Ärger führte, und so kurzfristig am Karnevalssonntag eine zweite Sitzung angeboten wurde, die dann ebenfalls ausverkauft war !!!
1989 fanden zum letzten Mal im `Burgtheater´ Prunksitzungen statt. Die Fasenacht wurde gefeiert unter dem Motto: „In Daun ist der letzte Zug noch lange nicht abgefahren!“. Das Kino wurde danach wegen Baufälligkeit gesperrt, was aber wohl nicht an dem Treiben der Narren gelegen hatte!?
1990 mussten die Narren in ein großes Festzelt auf dem Dauner Markplatz ausweichen. Das dazu passende Motto hieß „Es gibt nichts schöneres auf der Welt, als Dauner Karneval im Zelt“! Es wäre wirklich schön gewesen, wenn ……, ja wenn nicht Vivian und Wibke wie die Furien getobt hätten. Die Vorboten dieser beiden Jahrhundertstürme machten die Prunksitzung samstags bereits zu einer wackligen Angelegenheit. Beim Schunkelwalzer musste man nur ruhig auf seiner Bank sitzen bleiben; das Hin und Her besorgte die Eigenbewegung des Zeltes von alleine. Sonntags bei der Karnevals-Disco war es noch schlimmer, so dass der Vorstand überlegte, die Veranstaltung abzubrechen. Doch dazu kam es nicht. Es ging Gott sei dank alles noch mal gut. Allerdings musste der Straßenkarneval am Rosenmontag dann doch wegen der Wetterwidrigkeiten vernünftiger Weise kurzerhand abgesagt werden.
1991 waren die Wetterunbilden alle vergessen, doch der Karneval fiel wieder aus. Diesmal aber nicht durch ein Naturereignis, sondern wegen eines von Menschenhand verschuldeten Umstandes: der 1. Golfkrieg, wegen dem fast alle närrischen Vereine in Deutschland ihre Veranstaltungen absagten.
1992 war es dann soweit. Die Narren durften das – noch nicht fertige – `Forum Daun´ beziehen. Auch hier wartete wieder immens viel Arbeit auf die Narren. Schließlich gelang es mit viel Anstrengung – Triebfeder war Adolf Monshausen, der mit seinen Ideen und seinem Engagement die anderen mitreißen konnte – die neue Stadthalle würdig herzurichten. Die Prunksitzung 1992 war überhaupt die aller erste Veranstaltung, die es im Forum gegeben hat. Man hatte auf einmal Platz für 500 Gäste! Am Samstag vor Karneval und am Karnevalssamstag war das Forum voll. Das sollte aber nur wenige Jahre so sein. Leider!
Im Jahr 1993 übernahm dann Michael Kaspers den Vorsitz vom leider schwer erkrankten Hans Stritzke, dem in der Session 1994 wegen seiner großen Verdienste um die Narrenzunft die Würde des Ehrenvorsitzendem verliehen wurde. Michael Kaspers war es, der den Dauner Rosenmontag dadurch zu retten versuchte, dass er anstelle des sterbenden Straßenkarnevals (es gingen mehr Leute im Zug mit als Zuschauer am Straßenrand standen) das Faschingstreiben zentral vor das Forum verlegte.
1996 wechselte Uli Diederichs dann vom Stellvertreter (diese Funktion übernahm Ralf Nebeler) zum Vorsitzenden. Ihm war es möglich, die beiden Damen, ohne die die Narrenzunft nie so schnell wieder auf die Beine gekommen wäre, mit der Ehrenmitgliedschaft zu belohnen: die erste Gardechefin der DNZ, Ingrid Segschneider, sowie die Obermöhn und „Meckerliesel“ Lilo Haas.
Im Jahr 2000 ging dann der Vorsitz auf Resi Psyklenk über.
Mit närrischem Gruß!“